Ein Beitrag zur Begriffsklärung

Bei der Zucht der Silverudds Blå taucht der Begriff „Linie“ in doppelter Bedeutung auf, die zu Missverständnissen führen kann.

Martin Silverudd hat die Rasse Anfang der 1980er Jahre geschaffen. Nach seinem plötzlichen Tod 1986 ist sie für längere Zeit mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Im Jahre 2012 wurde der Verein „Svenska Kulturhönsföreningen“ ins Leben gerufen, der sich primär die Aufgabe gestellt hat, die Rassen Martin Silverudds wiederzubeleben. Bei der Suche nach möglichst rein gehaltenen Beständen konnten insgesamt sieben Herkünfte der Silverudds Blå ausfindig gemacht werden, die dann letztlich vom Verein anerkannt wurden. Diese Herkünfte werden auch als Linien oder Herkunftslinien bezeichnet. Es sind dies Küller, Johan Widing, Anita Sundblad, Bosses alte Linie, Västerbotten, Pernilla, Christer Andersson (Skogen) und die Pastor-Linie. Die Widing-Linie ist ein früher Ableger der erst 2018 aufgetauchten Küller-Linie. Der Svenska Kulturhönsföreningen geht deshalb heute von acht Herkunftslinien aus.

Der andere Begriff ist die Linienzucht. Dieser beschreibt eine Form der Zucht, in der die Tiere in gerader Linie weiterverpaart werden, d.h. Väter mit Töchtern, Mütter mit Söhnen, auch eine Geschwisterverpaarung gehört zum Werkzeugkasten der Linienzucht. Der Vorteil dieses Zuchtansatzes ist, dass man schnell Stärken und Schwächen eines Zuchtstamms (=Linie) identifizieren kann. Der Nachteil ist, dass man wegen der starken Inzucht ebenso schnell Probleme mit Gesundheit, Legeleistung, Deformationen, erhöhter Küken- und allgemeiner Sterblichkeit, Erbkrankheiten etc. bekommt. Daher ist ein solcher Zuchtsansatz nur für die Identifikation der Leistungsmerkmale der eigenen Tiere, nicht aber für den Verkauf von Bruteiern geeignet. Für den letztgenannten Zweck bedarf es erst wieder mindestens einer unverwandten Anpaarung, um sicherzustellen, dass die oben beschriebenen Probleme nicht auftreten.

Eine Verpaarung von Tieren unterschiedlicher Züchter, aber gleicher Herkunftslinien ist heute ohne Risiko möglich, weil die Genetik längst ausreichend breit gefächert ist.

Bruteier und Tiere aus Linienzucht sollten wegen der potentiellen Inzuchtdepression insbesondere von Hobbyzüchtern gemieden werden.