- Praktische Erfahrungen aus mehreren Jahren Hühnerhaltung
Stallgröße und Auslauf
Laut Verordnung des BMEL für Legehennenbetriebe dürfen Bio-Betriebe pro Quadratmeter Stallfläche 6 Tiere halten. Im konventionellen Bereich sind 9 Tiere pro qm erlaubt. Diese Verordnung bezieht sich in erster Linie auf Großeinheiten, sie gibt aber eine Orientierung über die gesetzlichen Rahmenbedingungen. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, welche Dichte man seinen Hühnern zumuten kann. Sie zeigen das aber sehr deutlich, wenn’s zu eng wird.
Wir haben 5 Ställe unterschiedlicher Größe, von 3 bis zu 8 qm. Je kleiner der Stall, desto kleiner würde ich die Zahl der Tiere pro qm wählen. Im 3-qm-Stall max. 5 Tiere, im 8-qm-Stall sind für eine begrenzte Zeit auch mal 20-25 Jungtiere zur Aufzucht möglich, aber nach 10 Wochen beginnt es, eng zu werden. Als Faustregel gilt: 1,5 Tiere einer mittelgroßen Rasse pro qm ist aus meiner Sicht ein guter Wert. Voraussetzung dabei ist, dass zusätzlich genügend Freilauf zur Verfügung steht. Hier sieht die Verordnung 4 qm pro Tier vor. Diese Zahl halte ich vor allem für die private Gartenhaltung dann für ausreichend, wenn genügend Grünfutter gegeben wird. Hier gilt: je mehr Auslauf, desto besser.
Zur Konstruktion eines Stalls enthält die Facebook-Gruppe „Hühnerställe selbst bauen“ viele wertvolle Tipps und Infos.
Raubtierschutz
Die üblichen Raubtiere, bei denen Hühner zum Nahrungsangebot gehören, sind im ländlichen Bereich Fuchs, Marder und Habicht. Gegen Fuchs und Marder schützt ein dichter und nachts geschlossener Stall und ein Zaun. Die Zaunhöhe ist abhängig von der gehaltenen Rasse und beträgt zwischen 1m und 2m, bei den Silverudds Blå eher im höheren Bereich. Wir haben 1,75m hohe 3D-Stabmatten übernetzt. Je nach Lage des Grundstücks muss der Zaun eingraben und/oder mit E-Draht versehen werden. Bei automatischer Öffnung der Hühnerklappe sollte die Zeitschaltung so eingestellt werden, dass der Tag voll begonnen hat, bevor die Klappe aufgeht. Fuchs und Marder lieben die Dämmerung (und kommen durchaus auch tagsüber). Wenn man seinen Stall innerhalb eines Marderreviers hat, kann man relativ sicher sein, weil Marder im eigenen Revier nicht töten. Sagt man ;-). Abschreckend sind Hunde, die regelmäßig ihre Duftmarken setzen.
Als Schutz gegen den Habicht helfen Netze, die einen Durchmesser von max. 6 qcm haben sollten. Bei einer Größe von 10 qcm kann der Habicht mit angelegten Flügeln reinstoßen, kommt allerdings nicht mehr durch das Netz heraus. Besonders das Frühjahr ist eine kritische Zeit für die Hühnerhalter, wenn der Futterbedarf der Räuber durch die eigene Nachwuchsaufzucht steigt.
Tiere
Mindestens drei Tiere sollten zusammen gehalten werden, das ist wichtig für ihr soziales Leben, nach Möglichkeit auch mit einem Hahn. Vorher unbedingt die Nachbarschaft fragen, das ist wichtig fürs menschliche Miteinander 😉
Wassergefäße
Hühner trinken 150-300ml Wasser pro Tag und Tier, an heißen Tagen auch mehr. Empfehlenswert ist ein Wassergefäß mit Doppelzylinder, das lässt sich von oben befüllen und ist vom Handling her perfekt. Wir benutzen ausschließlich Doppelzylinder-Gefäße und möchten es nicht mehr missen. Wassergefäße sollten gehängt oder höhergestellt werden, dann verschmutzen sie durch das Scharren der Hühner nicht so schnell. Das Wasser sollte morgens und abends von Verunreinigung befreit und alle zwei Tage frisch gemacht werden. Verschmutztes Wasser (auch verschmutztes Futter) hat einen deutlich negativen Einfluss auf die Gesundheit der Tiere.
Futtergefäße
Möglichst kein Futtergefäß mit einer Unterteilung in Freßbereiche verwenden, diese ist lästig beim Säubern. Die Einteilung soll das Rauswerfen von unerwünschten Futterbestandteilen verhindern. Das spielt jedoch dann keine Rolle mehr, wenn man Pellets verwendet, siehe Futter. Wähle ein Futtergefäß, das die Futtermenge für alle Hühner für drei Tage bevorraten kann plus ca. 20% Reserve, danach sollte man das Futter frisch nachfüllen.
Futter
Wir füttern Bioland-Futter von der Kaisermühle aus Arnstein, Kükenstarterkorn, Junghennenfutter, Legekorn und Körnerfutter. Kostenpunkt: im Schnitt etwa 1,-€ pro kg bei 25kg-Säcken. Es gibt auch Alleinfutter, d.h. man hat alles, was die Hühner brauchen, in einem Futter. Der Vorteil der zusätzlichen Körnerfütterung ist, dass man z.B. durch Handfütterung Nähe zu den Tieren aufbauen kann. Die Hühner bekommen am Nachmittag noch etwas zu picken, man kann sie dabei beobachten und bekommt so z.B. gesundheitliche Veränderungen früh genug mit.
Bei Nicht-Bio-Fütterung liegt man mit den Kosten etwa 40-45% niedriger. Wenn man Bio möchte, aber nur kleinere Mengen braucht, könnte man überlegen, das Futter bei www.eierschachteln.de zu bestellen. Das ist holländisches Biofutter in hervorragender Qualität, allerdings noch etwas teurer als das o.g.. Oder man tut sich mit anderen Hühnerhaltern zusammen und bestellt Futter gemeinsam.
Zum Rechnen: Man braucht etwa 120-130g Gesamtfuttermenge pro ausgewachsenes Tier und Tag. Wir verfüttern Pellets und kein Mehl. Pellets sind gepresstes Futter und haben den entscheidenden Vorteil, dass die Hühner sich nicht nur die leckeren Sachen rauspicken können und das, was sie nicht so gern mögen, im Stall verteilen. So bekommen sie alle Nährstoffe, die sie brauchen.
Wichtig ist, dass Hühner zusätzlich Grünfutter bekommen. Freilauf im Garten oder auf einer Wiese ist ideal (Vorsicht: Schutz gegen Raubvögel beachten). Das, was in der Küche anfällt, wenn es frisch ist, wird sehr gerne gefressen. Alles, was man in den Kompost geben würde, kann man auch den Hühnern geben. Schalen von Zitrusfrüchten und Bananen z.B. sind tabu, wobei sie die Früchte selbst sehr gerne fressen, vor allem Bananen. Weiter Nudeln, Salatblätter (!), Kartoffelschalen (ohne Salz weichgekocht), Knochen mit Fleischresten, eingeweichtes Brot. In der Natur finden sich Kräuter, Löwenzahn, Wegericharten, Brennnesseln etc.. Ausgewachsene Hühner mögen keine Brennnesseln, Küken dafür umso lieber.
Was Hühner nicht zu fressen bekommen sollten, sind: Apfelsamen (in geringen Mengen okay), Avocados, Bohnen (gekocht okay), Nachtschattengewächse (gekocht okay), Süßigkeiten, salzige Essensreste, Verschimmeltes, Zwiebeln (in geringen Mengen okay). Nähere Erläuterungen dazu finden sich hier.
Außerdem benötigen Hühner kleine Steinchen, die im Magen die Verdauungstätigkeit anregen. Wenn sie genügend Freilauf haben, finden sie diese selbst in ausreichender Menge, man sollte aber immer ein Schälchen grob gemahlene Muschelschalen (Handelsname: Grit) in den Stall setzen. Zudem enthält Grit Kalk, den die Hühner für die Schalenproduktion brauchen.
Legenester
Diese haben wir in 2019 umgestellt von Holz auf Kunststoff. Sie sind perfekt zu reinigen. Als Einlage nutzen wir Dinkelspelz, Heu ist eher ungeeignet, weil es zu schnell feucht wird. Es gibt verschiedene Modelle, wir verwenden eines ohne eigene Rückwand, das muss dann an die Stallwand geschraubt werden. Richtgröße ist ein Legenest für 3-4 Tiere.
Licht
Die Eierproduktion bei Hühnern ist an den Jahresrhythmus angepasst. Wenn die Tage länger werden, steigt die Anzahl der gelegten Eier und umgekehrt. Das liegt u.a. auch daran, dass die Tiere an länger werdenden Tagen auch länger fressen können und dadurch mehr Eier legen. Man kann mit einer Lichtsteuerung in diesen Rhythmus eingreifen, um die Legeleistung zu erhöhen. Der Tag-/Nachtrhythmus sollte bis zum Frühherbst natürlich bleiben, um die Mauser nicht zu verzögern oder zu verhindern. Danach, ab etwa Anfang/Mitte September kann man durch künstliches Licht die Futteraufnahmezeit verlängern.
In der Lege-Industrie bekommen die Tiere durchgehend 16 Stunden Licht am Tag, teilweise auch kurze Phasen in der Nacht. Dadurch wird die Mauser verhindert, während der die Hühner keine Eier legen würden, weil das ganze verfügbare Eiweiß für die Produktion des neuen Gefieders benötigt wird.
Wir geben unseren Hühnern in der dunkleren Jahreszeit 12 Stunden Licht. Wir denken, das ist ein vertretbarer Kompromiss zwischen den Interessen. Idealerweise installiert man ein Licht, das den natürlichen Sonnenaufgang und -untergang über 30-45 Minuten simuliert. Wichtig ist eine feste und immer gleiche Zeiteinstellung. Hühner reagieren empfindlich auf Änderungen am Lichtprogramm, bei erheblichen Änderungen durchaus auch mit einer Zwischenmauser.
Sitzstangen
Möglichst Dachlatten o.ä. nehmen, dann habe die Hühner einen guten Halt und können sich auf dem Brustbein liegend ablegen. Runde Stangen sind ungeeignet, weil sie nur eingeschränkten Halt bieten. Als Stangenhöhe vom Boden genügt 60cm. Der Vorteil ist, dass dann auch alle Jungtiere etwa zur gleichen Zeit (mit ca. 8 Wochen) auffliegen können. Bei z.B. 80cm Abstand vom Boden schaffen es anfangs nur die stärksten und die anderen müssen noch eine Weile auf dem Boden schlafen.
Kotbretter
Wir haben einige Jahre Kotbretter verwendet. Sie sind lästig zu säubern und anfällig für Würmer, insbesondere in den Sommermonaten. Unsere Ställe sind mittlerweile so konstruiert, dass der Nachtkot (etwa ein Drittel der gesamten Kotmenge) auf den Boden in die Einstreu fällt und regelmäßig mit der Schaufel entfernt wird.
Einstreu
Es gibt verschiedene gute Möglichkeiten für eine geeignete Hühnereinstreu. Stroh und Heu sind Großställen vorbehalten, sie kommen in kleineren Ställen nicht infrage, weil sie zu schnell feucht werden. Gut sind Sägespäne (kompostiert allerdings sehr lange) und besonders Hanf (kompostiert innerhalb weniger Monate). Man kann auch Hanf mit z.B. Dinkelspelz mischen. Das gibt es in Getreidemühlen als günstige Sackware zu kaufen.
Für die Kükenaufzucht jedoch ist Hanfeinstreu ungeeignet. Da Küken vom Hanf auch fressen, verenden manche daran. Für die Kükenaufzucht nimmt man am besten Buchenholzspäne, diese sind unbedenklich.
Milbenbehandlung
Die Behandlung gegen Milben ist eine unumgängliche Tätigkeit in der Hühnerhaltung. Milben werden durch Wildvögel eingetragen und vermehren sich insbesondere in den Sommermonaten exponentiell. Sie saugen das Blut der Hühner, die Tiere leiden unter diesen Parasiten, die Legeleistung geht zurück und im schlimmsten Fall sterben sie daran. Die bekannteste ist die Rote Vogelmilbe. Milben sind für Menschen unangenehm, aber ungefährlich.
Anfällig sind besonders die Legestangen und deren Umgebung. Wenn man es schafft, die Rückzugsmöglichkeiten der Milben (Ritzen) einzuschränken, hat man viel gewonnen. Die Behandlung funktioniert gut mit Kieselgur, das verstopft die Atemwege der Milben. Nachteil: Hühner müssen für eine halbe Stunde raus aus dem Stall, man muss selbst Atemschutz aufsetzen und Kieselgur in alle Ritzen verstäuben. Im Anschluss eine Handvoll Kieselgur in der Einstreu verteilen. Kieselgur kann man mit anderer Technik auch feucht in den Stall eintragen.
Ein Kennzeichen für sehr starken Milbenbefall ist, wenn man nach Anfassen der Hühner einzelne Milben auf der eigenen Haut hat. Dann allerdings ist dringender Handlungsbedarf.