Der folgende Text stammt im Original aus der Mitgliederzeitschrift der schwedischen Kulturhönsföreningen  und ist in der deutschen Übersetzung von der Seite hofhuhn.de mit Erlaubnis von Ingmar Jaschok übernommen.

Von Andreas Marmolin und Ingemar Dreborg, Übersetzung mit freundlicher Genehmigung aus dem Schwedischen von Ingmar Jaschok

Wir haben schon lange drüber nachgedacht, einen größeren Artikel über Silverudds Blaue zu schreiben. Es gibt viel zu erklären. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass wir als Vereinigung mit verschiedenen Linien arbeiten. Wir werden hier versuchen, etwas über die Ursprünge zu schreiben, die dazu geführt haben, wie wir das Stammbuch heute führen. Es werden aber auch ein paar Gedanken zur Zucht einfließen.

Die Rasse Silverudds Blaue hatte im Laufe der Zeit verschiedene Namen. Als Martin Silverudd verstarb, war die Erzüchtung noch nicht abgeschlossen. Das wissen wir. Eine wichtige Quelle sind seine Aufzeichnungen. Dort zeichnete er die Erzüchtung seiner Rassen mit der Jahreszahl der Vollendung und ihrem genetischen Code auf. 1986, im selben Jahr als Silverudd verstarb, vermerkte er, dass die Rasse Isbar so weit sei (bitte keine Verwirrung mit „Schwedischen Isbar“, wie unsere Silverudds Blaue fälschlicherweise gerne genannt werden). Von der Rasse, die er in den Jahren zuvor als SGRÖ („Svensk Grönäggsvärpare“, Schwedische Grünleger) angeboten hatte, gibt es keine Aufzeichnungen in seinen Notizen. Über seine Arbeitsweise wissen wir, dass die Rassen im Laufe der Erzüchtung mehrfach umbenannt wurden. „Rixon“ wurde im Jahre der Königshochzeit zu „Queen Silvia“. Der Vorschlag, die Hühner der Rasse, die in den Jahren zuvor in Schweden unter dem Namen Isbar Blå gehandelt wurden, in Silverudds Blå umzubenennen, um die Verwechslung mit den Isbar ein für alle Mal zu beenden, kam von Bengt Mattson auf der ersten Stammbuchkonferenz vor vier Jahren, was von den Teilnehmern als geniale Idee gesehen wurde. Der Rest ist Geschichte.

Außerhalb des inneren Kernes der Kulturhönsföreningen gibt es viele, die Silverudds Blaue (SB) nicht gerne bei ihrem neuen Namen nennen. Das wichtigste ist, dass wir, die wir die Verantwortung für die Zukunftssicherung der Rasse übernehmen, sicher sind, unter welcher Bezeichnung wir mit ihr weiterarbeiten werden. Ob jemand drauf besteht, sie Isbar statt Silverudds Blå zu nennen, ist weniger wichtig.

Heimliche Farbenfreude

Es gibt drei Farben, die auf rezessiven Genen verankert sind. Das ist rezessiv-weiß, porzellanfarben und wildfarben. Tauchen Tiere mit diesen Farben in einem Bestand auf, sollte mit ihnen in der Zucht nicht weitergearbeitet werden. Weiß man, welcher Hahn der Vater solcher Tiere ist, sollte auch dieser aus der Zuchtarbeit genommen werden. Das geschieht, um eine weitere Verbreitung der fehlfarbenen Erbanlagen zu unterbinden. Wenn man mehr Platz (und Zeit) hat, kann man testweise eine der fehlfarbenen Hennen behalten und sie mit anderen Zuchthähnen auf dessen rezessive Erbanlagen zu testen. Wenn aus der Verpaarung, von mindestens fünf erbrüteten Küken, eines die Fehlfarbe der Mutter aufweist, hat auch der getestete Hahn die unerwünschten rezessiven Erbanlagen und sollte aus der Zuchtarbeit genommen werden.

Dasselbe gilt für den Fall, dass eine Henne ein braunes Ei legt. Weiß man, welche Elterntiere zur braun legenden Henne gehören, sollten auch diese aus der Zuchtarbeit genommen werden (braun verhält sich in der Vererbung gegenüber grün rezessiv, legt also eine Henne aus einem grünen Ei selbst braun, so müssen beide Elterntiere heterozygot (=mischerbig) vererbende Braunleger sein). Nur auf diese strikte Art und Weise kann man vom immer wieder auftretenden Problem braun legender SB wegkommen. Zumindest so lange, bis die Vereinigung ein Institut gefunden hat, das einen DNA-Test auf das O-Gen anbietet, das die dominante Anlage für grüne Eierschale trägt, die die SB zu Grünlegern macht. Bis ein solches Institut gefunden ist, ist es eine gute Möglichkeit, Zuchthähne testweise mit braun oder weiß legenden Hennen anderer Rassen zu verpaaren. Nach Begutachtung der Eierschalenfarbe von mindestens fünf erbrüteten Töchtern der Verpaarung kann man mit recht hoher statistischer Wahrscheinlichkeit feststellen, ob der Vater eventuell eine rezessive Anlage für braune Eierschalenfarbe trägt und damit ungeeignet für die Weiterzucht wäre.

Über die Zeit haben wir mit dem Stammbuch mehrere SB-Linien von Züchter*innen gefunden, die die Rasse während der Zeit zwischen Silverudds Tod und dem Einrichten des Stammbuches bewahrt haben. Außerhalb des Stammbuches gibt es verschiedene Züchter, die von ihrer Linie behaupten, die einzig reinrassige zu sein. Wir versuchen grob, den Hintergrund darzustellen, den wir zu den verschiedenen Linien recherchieren konnten, die wir als reinrassig ansehen. Das Gen für rezessiv-weiß, wildfarben und porzellanfarben könnte durch Einkreuzung in die Rasse gekommen sein. Gut vorstellbar ist aber auch, dass sie ihren Ursprung in der Rasse Silverudds Safir haben, die Martin Silverudd aus Cream Legbar und weißen Leghorn erzüchtet hat. Rezessive Gene haben die Eigenschaft, dass sie lange da sein können, ohne sich zu zeigen.

Folgend ein kurzer Gang durch die verschiedenen Linien und ihre Ursprünge:

Johan Widing

Diese stammt zum größten Teil von Börje Küller bei Norrtälje. Börje arbeitete zu dessen Lebzeiten mit Martin Silverudds zusammen und verbreitete einige der Silverudds-Rassen. Börje hatte einigen Einfluss auf viele verschiedene Rassen. Vermutlich hat Johan auch von Anita Sundblad und Bengt Mattson Tiere geholt. Diese Linien sind im Stammbuch nicht besonders verbreitet. Wir wissen, dass in diesen Linien auch reinweiße Tiere entstehen können. Widing hat Tiere an Lina Laurin und Sonnarps verkauft. Diese sind wahrscheinlich eng mit Bengt Mattsons verwandt. Mattson hat seit seiner Zusammenarbeit mit Silverudd in den Achtzigern verschiedene von Martins Rassen gehalten. Er fand einen SB-Bestand in Värmland, von wo er Zuchtmaterial mitnahm, das den Grundstock für seine und Anita Sundblads Zucht bildete. Bengt kaufte später Tiere aus anderen Beständen, unter anderem von Börje Küller. Die värmländische Zucht, aus der Bengt seine Tiere bekam, zeichnete sich dadurch aus, dass die Hähne viel Gold und Silber im Kragen und Sattel trugen und grüne Eier legten.

Anita Sundblad

Anita hat im Laufe der Jahre viel mit Bengt Mattson zusammengearbeitet und den größten Teil ihrer Tiere von ihm bekommen. Sie hat mehrmals Hähne von Widings bekommen, mit denen sie aber sehr unzufrieden war, weswegen in ihrer Zucht wahrscheinlich wenig von diesen Zukäufen übrig ist.

Bosses alte Linie

Bo Karlsson kaufte vor vielen Jahren SB von einem alten Züchter – Rune Carlsson – der seine Tiere von Bengt Mattsson gekauft hatte. Unter den Tieren gab es sowohl porzellanfarbige als auch weiße. Sein Bestand zeichnete sich durch besonders hohe Legeleistung aus. Inzwischen hat Bosse sehr stark selektiert und einen Hahn von Anita Sundblad mit hineingenommen. Du hast aus dieser Linie sicherlich auf der Website der Kulturhönsföreningen den stattlichen blauen Hahn gesehen, der auch in vielen Facebook-Einträgen genutzt wurde.

Västerbotten-Linie

Vor ein paar Jahren hatten wir Kontakt mit einer Frau aus Västerbotten. Sie hatte ihre Tiere von einer Frau aus der Gegend bekommen, die ihre Tiere seit den frühen Neunzigern isoliert gehalten hatte. Es zeigte sich, dass diese Tiere von Bengt Mattson gekauft wurden. Nach einigen Nachforschungen kamen wir mit Bengt zusammen zu dem Schluss, dass die Tiere höchstwahrscheinlich von Bengts ersten SB abstammten. Besonders interessant war, dass wir Hinweise darauf bekamen, dass in dieser Linie zu keinem Zeitpunkt Tiere mit nichtgrüner Eierfarbe aufgetaucht sind. Generation um Generation. Das deutet darauf hin, dass die Västerbotten-Linie homozygot für die grüne Eierschalenfarbe ist, eine besonders wertvolle Linie also. In der Kulturhönsföreningen ist die Västerbotten-Linie unterrepräsentiert. Dass sie für die Zucht einen besonderen Wert hat, ist wahrscheinlich selbstverständlich. Falls Du Tiere aus dieser Linie hast, kontaktiere bitte Andreas, wir sind sehr daran interessiert, diese Linie zu vermehren.

Pernilla-Linie

Diese Linie konnte auf eine Pernilla in Hjortkvarn zurückverfolgt werden und die Recherche zeigte, dass ihre Tiere über einen Zwischenhändler direkt von Silverudd kamen. Reste der Genetik ihrer Linie vermutete man zunächst nur teilweise eingekreuzt in einem anderen Bestand. Zufällig wurde allerdings ein weiterer, isolierter, Bestand entdeckt, bei dem allerdings der Hahn kurz zuvor gestorben war; drei Hennen gab es noch. Diese drei Hennen wurden mit einem Sohn einer dieser Hennen verpaart und die Linie so zumindest in Teilen gerettet. In dieser Linie kann man gehäuftes Auftreten von rezessiv-weiß erkennen.

Christer Andersson (Skogen)

Christer Andersson kaufte seine Tiere etwa 2005 von einer älteren Dame in den Wäldern vor Vetlanda. Ihren Angaben zufolge hatte sie die Tiere seit den Achtzigern. Leider fehlen weitere Angaben zur Rückverfolgbarkeit, aber das Gremium hat mit Blick auf die Nähe zu Silverudds Wirkungsraum entschieden, die Linie anzuerkennen. In dieser Linie sind nie Braunleger vorgekommen.

Pastor-Linie

Åsa Larsson hat ihre Hühner von ihrem Großvater bekommen, welche dieser vor langer Zeit von einem Pastor in Småland gekauft hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Pastor Martin Silverudd gewesen ist, ist recht groß. Die Tiere sind, sowohl was die Eier als auch was die Färbung der Tiere angeht, teilweise fehlerbehaftet. Es gibt aber einen Bestand, den sie nach wie vor rein hält, in andere Bestände wurden sie teilweise eingepaart. Bis die Auslese der fehlfarbig vererbenden Tiere abgeschlossen ist, werden aus diesen Beständen keine Tiere verkauft.